GD - Online U. Gieler: Psychologische Aspekte der Akne
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Uwe Gieler
Justus-Liebig-Universität Gießen, Psychosomatische Dermatologie

Psychologische Aspekte von Akne

Jede Akne kann bei dem Betroffenen subjektiv Einfluss auf die Krankheitsverarbeitung, Lebensqualität und präexistente psychische Komorbiditäten haben. In der dermatologischen Praxis sollte bereits im diagnostischen Gespräch einer psychischen Beeinträchtigung entgegengewirkt werden. Eine psychosomatische Überdiagnostik ("Psychiatrisierung") des Patienten ist ebenso zu vermeiden wie die Verkennung psychosomatischer Konflikte.

Die Lebensqualität der Akne-Patienten ist im psychologischen und sozialen Bereich erheblich beeinträchtigt, vergleichbar mit anderen schweren körperlichen Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma oder Asthma. Auch im Vergleich mit anderen chronischen Hauterkrankungen ist Akne hinsichtlich der Beeinträchtigung der Lebensqualität vergleichbar. Dermatologische Akne-Therapien verbessern die Lebensqualität. Nach mehreren Studien geben 60 bis 78 Prozent der Akne-Patienten eine Exacerbation der Akne bei subjektiv erlebtem Stress an. Drei experimentelle Studien haben das vermehrte Auftreten von Pusteln unter Examensbedingungen zeigen können. Das subjektive Krankheitskonzept des Akne-Patienten beeinflusst die Behandlungserwartungen und die Compliance. Der Schweregrad der Akne und die subjektiv empfundene Beeinträchtigung korrelieren nicht, eine schwere Akne des Rückens geht jedoch mit einer schwereren Beeinträchtigung einher.

Akne-Patienten sind mit den erhaltenen Informationen durch den Hautarzt in mehr als 50 Prozent unzufrieden, ebenso fühlen sie sich in der Regel in ihrem Problem nicht ernst genommen.

Die Compliance der Akne-Therapie wird von dem subjektiven Krankheitskonzept beeinflusst. 66 Prozent der Hautärzte geben nach Verbesserung der Hautarzt-Patient-Kommunikation eine Verbesserung der Compliance an. Eine psychosomatische Komorbidität wird bei circa 30 Prozent aller Akne-Patienten angetroffen. Depressionen sind bei Akne-Patienten vorhanden, in einige Studien jedoch nicht häufiger als bei Gesunden. Angststörungen sind in Studien deutlich erhöht wie bei anderen chronischen Erkrankungen, einige Studien weisen auf die mögliche Suizidalität insbesondere bei männlichen Akne-conglobata-Patienten und Patienten mit körperdysmorpher Störung hin. Ebenso sollten differentialdiagnostisch eine soziale Phobie und Sexualstörungen ausgeschlossen werden.

Bisher liegen keine Studien zur Effektivität von Psychotherapie bei Akne vor. Nach Experteneinschätzung ist eine adjuvante Psychotherapie bei depressiven Folgereaktionen, sozialer Phobie und einer körperdysmorphen Störung indiziert. Auch bei Vorliegen einer Akne excoriée sollten spezifische Maßnahmen im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung beziehungsweise Fach-Psychotherapie durchgeführt werden.

Prof. Dr. med. Uwe Gieler





Fotos: GD Gesellschaft für Dermopharmazie

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