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Leitlinien der Fachgruppe Dermokosmetik GD Leitlinie "Dermokosmetischer Sonnenschutz" in der Fassung 23. November 2007 Inhalt Der Schutz der Haut vor übermäßiger Sonneneinstrahlung
dient primär der Verhütung des Sonnenbrandes. Darüber hinaus
ist die Vermeidung chronischer Sonnenschäden von großer Wichtigkeit.
Hier sind vor allem die durch Sonnenstrahlung induzierbaren Karzinome
mit ihren Vorstufen als auch die kutanen Veränderungen bei vorzeitiger
Hautalterung (Photoaging) zu nennen. Eine weitere Indikation für
Sonnenschutz ist die Verhütung von Lichtdermatosen. Das für
die Sofortschäden der Haut verantwortliche elektromagnetische Wirkungsspektrum
liegt im ultravioletten Bereich (UV) der Sonnenstrahlung. Die menschliche
Haut zeigt eine hohe Empfindlichkeit mit akuten Hautschädigungen
im kurzwelligen Strahlungsbereich (UV-B) mit Wellenlängen von 290-320
nm. Für chronische UV-Schäden und Lichtdermatosen wird überwiegend
der UV-A Bereich (320-400 nm) verantwortlich gemacht. Es gibt zudem erste
Hinweise, dass auch Infrarot-Strahlung insbesondere Infrarot A (760-1400
nm), die bis tief in die Subkutis penetriert, ebenfalls chronische Hautschäden
verursachen kann. Die Leitlinie gilt nicht für Produkte zum systemischen UV-Schutz, für Tagespflege mit UV-Schutz und auch nicht für After-Sun-Produkte. Sie erfasst auch nicht die Anwendung künstlicher Strahlenquellen, wie z.B. Solarien, und sonstige Strahlenquellen im gewerblichen Bereich sowie den gegebenenfalls hierfür erforderlichen UV-C-Schutz. Diese Leitlinie ist eine systematisch erarbeitete Empfehlung, die der Zielgruppe eine Orientierungshilfe bei ihren Entscheidungen bietet. Sie wurde von einer interdisziplinären Expertengruppe unter Auswertung der relevanten Literatur erstellt. Sie gilt für "Standardsituationen" und berücksichtigt die aktuellen, zu den entsprechenden Fragestellungen verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse. Die Leitlinie bedarf der ständigen Überprüfung und Verbesserung auf dem Boden des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes und der Praktikabilität in der täglichen Praxis. Ihre Beachtung garantiert nicht in jedem Fall das Erreichen des angestrebten Zieles. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Als Dermokosmetika hat die Gesellschaft für Dermopharmazie kosmetische
Mittel definiert, bei denen der kosmetische Anwendungszweck unter Mitberücksichtigung
dermatologischer und pharmazeutischer Gesichtspunkte erreicht wird. Da
Hautpflegemittel auch zur Unterstützung der Vorbeugung und Behandlung
von Hauterkrankungen eingesetzt werden, sollen sie bestimmte Vorgaben
hinsichtlich ihrer Qualität und Dokumentation erfüllen. Kosmetische
Mittel, die diesen Anspruch erfüllen, werden als Dermokosmetika bezeichnet. Sie sollen bei ausreichender Schutzwirkung im UV-A und UV-B Bereich und produktüblicher Anwendungshäufigkeit eine gute Hautverträglichkeit aufweisen. Ihre Anwendung ist für spezielle Hautzustände (z.B. empfindliche Haut, Lichtdermatosen, Allergien) oder Personen- und Anwendergruppen (z.B. Kinder, Wassersportler, Wintersportler) auszuloben. Die genaue Höhe des erforderlichen Schutzes ist im jeweiligen Einzelfall festzulegen, abhängig von der individuellen Lichtempfindlichkeit und der zu erwartenden Exposition. Wie alle kosmetischen Mittel unterliegen auch Produkte des dermokosmetischen
Sonnenschutzes der Kosmetik-Richtlinie der Europäischen Union. Rechtsgrundlage
in der Bundesrepublik Deutschland ist das Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz
mit der Kosmetikverordnung, in Österreich das Lebensmittelsicherheits-
und Verbraucher-schutzgesetz mit der Kosmetikverordnung und in der Schweiz
die Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung mit der Verordnung
über kosmetische Mittel in ihren jeweils gültigen Fassungen.
Zielgruppe dieser Leitlinie sind Personen, die dermokosmetische Sonnenschutzprodukte entwickeln, herstellen, prüfen, analysieren, vermarkten und zu ihrer Anwendung beraten. Diese Leitlinie ist eine systematisch erarbeitete Darstellung und Empfehlung, um die oben genannten Personen bei den Entscheidungen über angemessene Maßnahmen beim dermokosmetischen Sonnenschutz zu unterstützen. 4 Spezielle Anwendergruppen und Anwendungsbereiche 4.1 Kinder und Personen mit lichtgeschädigtre Haut Daher sollten sich Kinder und auch Jugendliche durch allgemeine Maßnahmen
wie das Meiden der Sonne insbesondere zwischen 11 und 14 Uhr, das Tragen
von Sonnenbrillen, Sonnenhut und geeigneten Textilien sowie die Anwendung
von Sonnenschutzmitteln mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor schützen.
Die verwendeten Sonnenschutzmittel sollten eine ausgeprägte Wasserfestigkeit
aufweisen und keine oder nur eine geringe Parfümierung enthalten.
Auch weitere, mitunter allergologisch relevante Zusatzstoffe sollten vermieden
werden. Da Kinderhaut fettärmer ist, sollte die Grundlage einen höheren
Lipidgehalt aufweisen. Säuglinge sollten nicht dem direkten Sonnenlicht
ausgesetzt werden [2]. 4.2 Spezielle Hautzustände und Hauterkrankungen 4.2.1 Hauttypen I-II nach Fitzpatrick [3] Man unterscheidet verschiedene Hauttypen, von denen Hauttyp I und II sehr helle, sonnenempfindliche Haut aufweisen. Da die Sonnenschutzfaktoren dem Hauttyp entsprechend ausgewählt werden, ist bei sehr heller Haut auf die Verwendung ausreichend hoher Lichtschutzfaktoren zu achten. 4.2.2 Allergiker mit vermehrten Unverträglichkeiten gegen Kosmetika Diese Personengruppe sollte Sonnenschutzmittel mit Duftstoffen und weiteren mitunter allergologisch relevanten Zusatzstoffen meiden. 4.2.3 Trockene Haut (Xerosis/Xerodermie) Trockene Haut reagiert empfindlicher als die normale Haut auf externe chemische und physikalische Noxen. Trockene Haut kann bei verschiedenen Hautkrankheiten, z. B. beim atopischen Ekzem, oder bei Altershaut auftreten. Da trockene Haut durch eine verminderte Quantität und/oder Qualität von Feuchtigkeit und/oder Lipiden gekennzeichnet ist, sollte vermehrt auf die pflegende Wirkung des Sonnenschutzpräparates geachtet werden. 4.2.4 Akne Obwohl der klinischen Erfahrung nach ein Teil der Akne-Patienten von der Sonnenbestrahlung profitiert, konnten systematische Erhebungen zeigen, dass es im Sommer bei bis zu einem Drittel der Betroffenen zu einer Verschlechterung der Akne kommt [4]. Dies kann u. a. auch auf die Verwendung zu lipophiler und möglicherweise komedogener Sonnenschutzmittel zurückgeführt werden und zeigt, dass bei seborrhoischer, zu Akne neigender Haut auch beim Lichtschutz lipidarme Cremes, Lotionen oder Gelen der Vorzug zu geben ist. 4.2.5 Lichtbedingte Dermatosen Verschiedene Hauterkrankungen werden durch UV-Licht ausgelöst oder in ihrem Zustand wesentlich verschlechtert. Die größte Gruppe lichtbedingter Hauterkrankungen stellt die sogenannte Polymorphe Lichtdermatose (PLD) dar. In dieser Gruppe werden im klinischen Erscheinungsbild nicht-einheitliche (polymorphe) Hautveränderungen zusammengefasst, die vornehmlich von der UV-A-Strahlung des Sonnenlichtes hervorgerufen werden [5, 6, 7, 8]. Weiterhin werden folgende Erkrankungsbilder von Sonnenbestrahlung negativ beeinflusst: Lupus erythematodes, Lichturtikaria, Hydroa vacciniformis, licht-aggravierte atopische Dermatitis, Xeroderma Pigmentosum, Vitiligo, chronische aktinische Dermatitis, Herpes simplex-Infektionen sowie photoallergische und phototoxische Reaktionen [9]. Gerade für Patienten mit diesen Erkrankungen ist ein wirkungsvoller Sonnenschutz von großer Bedeutung. Es sind in diesen Fällen Produkte mit hohem bis sehr hohem Lichtschutzfaktor zu verwenden. Häufig werden die oben genannten Erkrankungen primär durch Strahlung im UVA-Bereich oder auch im Bereich des sichtbaren Lichtes ausgelöst. Daher sollten Sonnenschutzpräparate mit adäquatem UVA-Schutz verwendet werden. 4.2.6 Mallorca-Akne Die sogenannte Mallorca-Akne [10] wird bei entsprechend disponierten Personen durch Peroxide unter gleichzeitiger UV-Bestrahlung ausgelöst (phototoxisch-chemotoxische Hautreaktion). Durch die Verwendung von Sonnenschutz- und Après-Präparaten, die von Peroxid bildenden Inhaltsstoffen - wie z.B. bestimmten Fetten und Emulgatoren - frei sind, lässt sich in ca. 90 % der Fälle das Auftreten der Hauterscheinungen vermeiden. Einen zusätzlichen Schutz bieten ausreichend hohe Schutzfaktoren, vor allem im UVA-Bereich. Es ist darauf zu achten, dass auch im bestrahlungsfreien Intervall keine Körperpflegemittel eingesetzt werden, die Peroxid bildende Inhaltsstoffe enthalten [11]. 4.3 Erhöhte Lichtempfindlichkeit durch Medikamenteneinnahme und spezielle kosmetische Maßnahmen Verschiedene Medikamente (z. B. Retinoide, Tetrazykline, Johanniskraut oder Neuroleptika) sowie bestimmte kosmetische Maßnahmen (z.B. Anwendung von Peeling-Präparaten) können zur erhöhten Lichtempfindlichkeit führen. Es sollten wie auch bei den lichtbedingten Dermatosen Sonnenschutzpräparate mit ausreichendem UV-B- und UV-A-Schutz verwendet werden. 4.4 Sport und Anwendung unter Extrembedingungen Personengruppen, die sich unter Extrembedingungen aufhalten oder Extremsportarten
ausüben, sind häufig und über lange Zeit sehr hohen UV-Dosen
ausgesetzt. Je nach betriebener Sportart (Wassersport, Wintersport, Bergsteigen
etc.) sind ausreichend hohe Lichtschutzfaktoren und den klimatischen Bedingungen
angepasste Formulierungen zu verwenden. Ebenso ist bei verstärkter
Schweißproduktion sowie Wasserexposition auf die Wasserresistenz
der angewandten Produkte zu achten. 5 Wirkstoffe und Formulierungen Durch geeignete Kombination organischer und/oder mineralischer Filter
werden die erforderlichen Schutzbereiche sowohl im UV-B- als auch UV-A-
Spektrum erhalten [12]. Die Schutzwirkung dieser chemischen UV-Filter beruht auf der Umwandlung der UV-Strahlung in langwellige sichtbare oder Infrarotstrahlung. Nach Absorption von Photonen geraten diese mit konjugierten Doppelbindungen ausgestatteten Moleküle in einen energetisch angeregten Zustand, aus dem sie unter Abgabe von Wärme- oder Fluoreszenzstrahlung schrittweise zurück in den Grundzustand gelangen. 5.1.1.2 Mineralische Filtersubstanzen (Mikropigmente) Physikalische UV-Filter bestehen aus sehr kleinen Partikeln mit reflektierender,
streuender und z. T. auch absorbierender Wirkung. Bei den sogenannten
Mikropigmenten mit Teilchengrößen im Nanometer-Bereich wird
bevorzugt UV-Strahlung, kaum jedoch sichtbares Licht reflektiert und gestreut,
wodurch die Partikel auf der Haut kaum noch weiß aussehen und daher
für den Einsatz in der Kosmetik besser geeignet sind. Hierbei werden
insbesondere mikrofeines Titandioxid und mikrofeines Zinkoxid verwendet
[13]. Die Mikropigmente absorbieren die Strahlung im gesamten UV-Spektrum
und werden daher den Breitbandfiltern zugerechnet. Neben den UV-Filtern enthalten dermokosmetische Sonnenschutzmittel auch
verschiedene zusätzliche Wirkstoffe, die einen über den UV-Schutz
hinausgehenden Nutzen bieten. Die Auswahl dieser Stoffe beruht in erster
Linie auf den Beobachtungen, dass viele der hautschädigenden Effekte
von UV-Strahlen auch durch freie Radikale vermittelt werden [14], die
hauteigenen Antioxidantien z. T. bereits durch UV-Bestrahlungen unterhalb
der Erythemschwelle verbraucht werden [15], die hauteigene Regeneration
nach solchen Belastungen durch spezielle Wirkstoffe unterstützt werden
kann [16], hautschädigende Effekte auch durch Infrarot-A-Strahlung
(IR-A) vermittelt werden [17] und UV-Strahlung zu Hauttrockenheit und
-irritation führen kann. Hier sind zunächst die Vitamine und dabei in erster Linie Vitamin
E (Tocopherol) und seine Ester (z.B. -acetat) zu nennen. Es schützt
als lipophiles Antioxidans die Zellmembranen vor UV-bedingter Peroxidation
und kann bei präventiver topischer Anwendung in geeigneten Konzentrationen
und Vehikeln einen Lichtschutzfaktor bis zu 3 erzielen [18]. Auch beta-Carotin
(Provitamin A) kann reaktive Sauerstoffradikale neutralisieren, wird jedoch
in erster Linie oral und bei bestimmten Hauterkrankungen wie der erythropoetischen
Protoporphyrie eingesetzt [19, 20]. Außerdem werden Flavonoide verstärkt
in Sonnenschutzprodukten eingesetzt. Aus dieser Gruppe sekundärer
Pflanzenstoffe ist u. a. für alpha-Glucosylrutin eine Schutzwirkung
gegenüber UV-induzierten oxidativen Hautschädigungen [21] und
speziell auch der polymorphen Lichtdermatose und Mallorca-Akne [22] beschrieben
worden. 5.1.2.2 Reparaturenzyme Aus der Gruppe der Repairenzyme steht die Photolyase für den topischen
Einsatz in Sonnenschutzprodukten zur Verfügung [16]. Das Enzym ist
in der Lage, durch Sonnenlicht angegriffene Hautzellen schneller zu regenerieren,
sodass das Immunsystem der Haut wiederhergestellt und die Entstehung eines
Sonnenbrandes verhindert oder abgeschwächt wird [24]. Für die Pflege der Haut während einer UV-Belastung spielen
hautberuhigende Wirkstoffe eine besondere Rolle. Dexpanthenol kommt aufgrund
seiner hautbefeuchtenden und epithelisierungsfördernden Wirkung zum
Einsatz [25]. Ebenso hat sich der Gebrauch von Glycerin in Sonnenschutzprodukten
zum Erhalt der Feuchtigkeit in der Hornschicht bewährt [26]. Die Eigenschaften und Wirksamkeit eines Dermokosmetikums für den Sonnenschutz sind an die Galenik der Gesamtformulierung geknüpft. Die galenische Form muss dem angestrebten Effekt entsprechend ausgewählt werden. So werden z.B. für trockene Hautzustände oder auch für Kinderhaut eher Formulierungen auf W/O-Basis sowie einem erhöhten Anteil an pflegenden Lipiden gewählt. Der wissenschaftliche Erkenntnisstand erlaubt für den Sonnenschutz grundsätzlich unterschiedliche Zubereitungsformen wie z. B. O/W-, W/O-Emulsionen in Form von Milchen und Cremes, aber auch Hydro- und Lipogele oder ähnliches. Am meisten verbreitet sind O/W-Sonnenschutzformulierungen. Sonnenschutzöle haben aufgrund ihrer geringen Schutzleistung nur eine untergeordnete Bedeutung [13, 27]. Sonnenschutzformulierungen werden sowohl als Emulsionen, wie auch als Mikroemulsionen oder als Lösungen in sprühbarer Form zur vereinfachten Handhabung angeboten [27, 28]. Es ist zu beachten, dass die Art der Formulierung die Applikationsmenge und damit die Höhe des Lichtschutzfaktors beeinflussen kann [29, 30, 31]. Da die Sonnenschutzwirkung durch Wasserkontakt oder auch Schwitzen reduziert werden kann, sollten die Formulierungen möglichst wasserfest sein. Wasserresistenz vermitteln spezielle Inhaltsstoffe und geeignete galenische Formen. Bei allen Formulierungen muss die Stabilität über die deklarierte Laufzeit gewährleistet werden. Es ist dabei den besonderen Benutzungsbedingungen bei der Prüfung Rechnung zu tragen. Die Auswahl der Rohstoffe ist auf den erwünschten Effekt oder die Zielgruppe auszurichten. Generell müssen alle eingesetzten Stoffe für die hohe UV-Belastung geeignet sein. Insbesondere bei Formulierungen für empfindliche Haut sollten so
wenig wie möglich irritierende oder allergologisch relevante Inhaltsstoffe
verwendet werden (z.B. bestimmte Konservierungsstoffe, Parfüm, Farbstoffe).
Ferner ist die Galenik der Sonnenschutzprodukte auf die UV-Filter abzustimmen.
So ist es bei dem Einsatz chemischer UV-Filter in der Regel unerlässlich,
die Produktgrundlage so zu wählen, dass eine vollständige Löslichkeit
der Filtersubstanz - auch während der Lagerung - sichergestellt ist.
6 Erwünschte Wirkungen und Wirksamkeitsnachweise Aufgrund der ebenfalls großen Bedeutung des UVA-Schutzes soll mit
einer in der Wissenschaft akzeptierten Methode eine Prüfung der UVA-Schutzwirkung
erfolgen. Die EU Kommission empfiehlt dazu die Persistent Pigment Darkening
-Methode (PPD) gemäß Affsaps- Modifikation (Agence francaise
de sécurité sanitaire des produits de santé) [34].
Der mit dieser Methode ermittelte UVA-Schutz soll gemäß der
EU-Empfehlung mindestens 1/3 des ausgewiesenen UVB-Schutzes betragen.
Die EU fordert die Industrie auf, aus ethischen Gründen in-vitro-Methoden
zu entwickeln, die zu vergleichbaren Ergebnissen führen. Die COLIPA
empfiehlt hierzu die In Vitro UVA Test Method [36]. Diese Methode zur
Bestimmung der UVA-Schutzleistung ist wissenschaftlich nicht unumstritten,
da sie z. B. einen Endpunkt verwendet, dessen biologische Relevanz nicht
gesichert ist. Darüber hinaus können sich abhängig von
der Formulierung Fehler bei der Ermittlung des in-vitro-UVA-Schutzfaktors
ergeben, die u. a. durch die Normierung des Spektrums auf den Lichtschutzfaktor
vor der Vorbestrahlung bedingt sind. Im europäischen Raum hat sich eine Methode zur Wasserresistenz-Testung
etabliert, die auf der Lichtschutzfaktormessung basiert und in der COLIPA
Recommendation Nr. 16 im Dezember 2005 veröffentlicht wurde (Guidelines
for Evaluating Sun Product Water Resistance). Bei dieser Methode erfolgt
eine standardisierte Wasserexposition der Testfelder im Spa-Pool. 7 Unerwünschte Wirkungen und Verträglichkeitsnachweise Da UV-Filter notwendigerweise nach Applikation der Produkte intensiver UV-Bestrahlung ausgesetzt werden, ist die mögliche Entwicklung phototoxischer und photoallergischer Reaktionen durch eine photosensibilisierende Wirkung zu bedenken. Durch die Absorption von UV-Strahlung können sowohl phototoxisch wirksame als auch - durch Bindung der Photoprodukte an ein körpereigenes Protein - Photoantigene entstehen [38]. Zur Prüfung und Bewertung der Hautverträglichkeit können geeignete In-vivo- und In-vitro-Methoden eingesetzt werden [39]. Grundlage der Prüfungen sollten die Notes of Guidance zur Prüfung der Sicherheit kosmetischer Mittel Annex 11 und 12 des SCCP sein [40]. Die Testreaktionen können optional mittels nicht-invasiver hautphysiologischer Methoden objektiviert werden [41]. In Kombination und als Ergänzung können kontrollierte Anwendungstests (Gebrauchstests) möglichst unter praxisnahen Bedingungen (Sonnenexposition) durchgeführt werden [39]. Als Methode zur Erfassung des Risikos einer akuten Irritation wird der okklusive epikutane Patch-Test empfohlen [39]. Die chronisch-kumulative Irritation kann mit dem kumulativen epikutanen Patch-Test [42] erfasst werden. Produkte, die als geeignet bei Mallorca-Akne oder PLD ausgelobt werden, müssen in entsprechenden In-vivo-Tests die Eignung belegen. Als Testmodell können z. B. ein repetitiver UV-A-Challenge Test oder Anwendungsstudien an entsprechend disponierten Probanden gewählt werden [8, 11, 22, 43]. Sollen Produkte für empfindliche Haut ausgelobt werden, müssen die Untersuchungen an einem geeigneten Kollektiv erfolgen (z.B. Stinging-Test). Produkte, welche bei hohen Außentemperaturen oder körperlicher Anstrengung verwendet werden, bergen die Gefahr der Spreitung und können dann in die Augen gelangen. Optional können solche Produkte mittels In-vitro-Testungen oder humaner Augenverträglichkeitstests überprüft werden. Um das mögliche Sensibilisierungspotential von Produkten des dermokosmetischen
Sonnenschutzes zu minimieren, wird empfohlen, eine sorgfältige Auswahl
der Rohstoffe vorzunehmen. Konservierungsstoffe und andere Komponenten,
deren Sensibilisierungs-potential als vergleichsweise hoch eingestuft
wird, sollten insbesondere dann gemieden werden, wenn Alternativen mit
geringerem Sensibilisierungspotential verfügbar sind. Darüber
hinaus ist eine Verträglichkeitsprüfung von Fertigprodukten
mit Hilfe eines ROAT (Repeated Open Application Test) sinnvoll. Dieser
Test ist insbesondere dann indiziert, wenn unklare positive Reaktionen
im Epikutantest überprüft werden müssen [44]. Zur Überprüfung der Photosensibilisierung werden Testprotokolle
eingesetzt, welche unter Verwendung einer Induktions- und einer Challengephase
den Pathomechanismus einer Sensibilisierung nachbilden. Die Testfelder
werden dabei während der Induktionsphase mit UV-A/B und in der Challengephase
mit UV-A Licht bestrahlt [46, 47]. Informationen, die zur Beurteilung der Qualität eines dermokosmetischen
Sonnenschutzes notwendig sind, sollen vom Hersteller beziehungsweise Vermarkter
des Produktes dokumentiert und den Fachkreisen zugänglich gemacht
werden.
[1] Katsambas A, Nicolaidou E: [2] Schauder S: [3] Fitzpatrick TB, Pathak M, Parrish JA: [4] Gfesser M, Worret W-I: [5] Bissonnette R: [6] Stratigos AJ, Antoniou C, Katsambas AD: [7] Ortel B, Tanew A, Wolff K, Hönigsmann, H: [8] Tronnier H, Heinrich U: [9] Hölzle E: [10] Hjorth N, Sjolin K-E, Sylvest B, Thomsen K: [11] Tronnier H, Heinrich U: [12] Schauder S: [13] Finkel P: [14] Maccarone M, Catani MV, Iraci S, Melino G., Agro AF: [15] Thiele JJ, Traber MG, Packer L: [16] Krutmann J: [19] Anstey A: [20] Biesalski HK, Obermueller-Jevic UC: [21] Stäb F, Wolber R, Mundt C, Blatt T, Will K, Keyhani R, Rippke
F, Max H., Schönrock U, Wenck H, Moll I, Hölzle E, Wittern K-P: [22] Rippke F, Wendt G, Bohnsack K, Dörschne, A, Stäb F, Hölzle
E, Moll, I: [25] Eggensperger H: [26] Fluhr JW, Gloor M, Lehmann L, Lazzerini S, Distante F, Berardesca
E: [27] Schauder S, Schrader A, Ippen H: [28] Schumann C, Heppner A: [29] Gers-Barlag H: [30] Schrader K: [31] Kawa R, Ansmann A, Jackwerth B, Leonard M: [32] Schrader A, Rohr M: [35] COLIPA, European cosmetic, toiletry and perfumery association: [36] COLIPA, Recommendation No. 20, März 2007: In vitro UVA test
method [38] Hölzle E: [39] Matthies W: [40] The Scientific Committee on Consumer Products (SCCP): [41] Fischer T, Greif C., Wigger-Alberti W, Elsner P: [42] Kligman AM, Wooding WM: [44] Hannuksela M, Salo H: [45] Marzulli FN, Maibach HI: [46] Kaidbey K: [47] Dromgoole SH, Maibach H I: 10 Verfahren zur Konsensbildung Die Leitlinie wurde von der Fachgruppe Dermokosmetik der GD Gesellschaft
für Dermopharmazie e.V. als Konsensuspapier erarbeitet. Sie ersetzt
die Fassung vom 2. April 2003.
Zur Veröffentlichung freigegeben: 23. November 2007 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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