GD - Online | U.P.S. Mrowietz: Pharmakologie von Tamol | |||||||||||||||||
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Pharmakologie des Gerbstoffs Tamol - Neue Aspekte eines bekannten Wirkstoffs Prof. Dr. med. Ulrich Paul Simon Mrowietz, Abteilung Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätskliniken Kiel Vor der Entdeckung der Kortikoide stellten nichtsteroidale Substanzen mit entzündungshemmender Wirkung die einzigen Therapeutika für entzündliche Dermatosen dar. Nach Einführung der Kortikoide in die lokale Dermatotherapie haben diese Stoffe vorübergehend stark an Bedeutung verloren. Jedoch zeigten die Probleme vor allem bei der Langzeitanwendung von Kortikoiden schnell, dass auf diese Substanzen keineswegs verzichtet werden kann. Gerbstoffe vor allen natürlichen Ursprungs, wie zum Beispiel Rindenextrakte, wurden seit Jahrhunderten zur Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt. Die Wirkung dieser komplexen Stoffgemische sollte auf einer "Gerbung" verletzter Haut beruhen und so eine künstliche Barriere gegen Infektionen schaffen. Mit der Einführung definierter, synthetisch hergestellter Gerbstoffe (Tamol PP) in die dermatologische Lokaltherapie wurden viele Nachteile natürlicher Zubereitungen (nicht standardisierbar, färbend, stark riechend, allergen) aufgehoben. In zahlreichen klinischen Anwendungen erwiesen sich Tamol PP-haltige Medikamente als wirksam. Hierzu zählen leichte Formen von Ekzemerkrankungen, Hautreizungen wie z. B. Sonnenbrand, Windpocken und Gürtelrose, nässende Dermatosen und die postoperative Wundbehandlung vor allem im genito-analen Bereich. Die fehlende allergische Potenz zeichnet Tamol PP besonders gegenüber anderen nichtsteroidalen Wirkstoffen zur Lokaltherapie aus. Wissenschaftliche
Untersuchungen zur Aufklärung der Wirkmechanismen von Tamol PP haben in den letzen
Jahren zeigen können, dass "gerbende" Eigenschaften nur bei sehr hohen, arzneilich
nicht gebräuchlichen Konzentrationen erreicht werden können. Vielmehr stellt Tamol
PP eine Substanz dar, die in pharmakologischen Konzentrationen wirksam ist. Die
wichtigste Wirkung von Tamol PP ist die Hemmung proteolytischer Enzyme wie der
humanen Leukozytenelastase, Mastzellchymase und Plasmin, die bei fast allen entzündlichen
Reaktionen der Haut eine wesentliche Rolle spielen. Zudem wurde ein Einfluss auf
Eikosanoid-Rezeptoren von Keratinozyten nachgewiesen. Jüngste Untersuchungen konnten
zeigen, dass Tamol PP die stimulierte Freisetzung von Histamin aus humanen Mastzellen
hemmen kann. Diese Eigenschaft könnte die klinische Beobachtung des juckreizhemmenden
Effektes Tamol PP-haltiger Präparate erklären. | |||||||||||||||||
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