Priv. Doz. Dr. med. Johannes Wohlrab
Therapiebegleitende Hautpflege
bei Acne vulgaris
Universitätsklinik
und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, Martin-Luther-Universität,
Halle/Saale
Die Acne vulgaris ist eine häufige Dermatose, die in unterschiedlichen klinischen Bildern imponieren und verschiedenen Schweregraden auftreten kann. Für die pathogenetischen Abläufe kann eine Trias von Faktoren benannt werden, deren Einzelfaktoren individuell sehr unterschiedlich an der Ausprägung des klinischen Bildes beteiligt sein können. Neben einer Verhornungsstörung am Akroinfundibulum der Follikel kommt es zu einer Vermehrung von Bakterienspezies in den Talgdrüsen sowie zu einer vermehrten Talgproduktion bzw. einer Talgdrüsenhyperplasie. Letztere erlangt durch hormonelle Einflüsse insbesondere während der Pubertät besondere praktische Bedeutung.
Wegen der Häufigkeit der Erkrankung und der kosmetischen bis pathologischen Beeinträchtigung des Aussehens in sozial stark beachteten Regionen (body dysmorphic disorder) kommt der therapiebegleitenden Pflege eine besondere klinische, kosmetische sowie kommerzielle Bedeutung zu.
Die Erfahrung im Umgang mit Aknepatienten lehrt, dass die Aufklärung der
Betroffenen über allgemeine Verhaltensmaßregeln von großem
praktischen Nutzen sein kann. Das unsachgemäße und zu häufige
Ausdrücken von Pusteln und Komedonen trägt bei den meisten Betroffenen
zu einer deutlichen Verschlechterung des Hautbefundes bei. Deshalb ist eine
fachmännische therapiebegleitende Behandlung durch speziell ausgebildete
Kosmetikerinnen sehr wünschenswert. Wegen der häufig starken Seborrhoe
wird empfohlen, den Talgbelag mit alkalifreien Seifen oder adaptierten, rückfettenden,
nichtkomedogenen Waschlotiones zu entfernen. Desinfizierende Maßnahmen
sowie eine Vorbeugung vor Autoinfektion sollten insbesondere bei stark entzündlichen
Formen der Akne zum Einsatz kommen. Hydrophile, wasserreiche Zubereitungen können
z.B. in Form von Feuchtigkeitscremes durch Kühlung einen antiinflammatorischen
Einfluss vermitteln. Darüber hinaus ist der Zusammensetzung der Lipidkomponente
von Pflegeprodukten für Aknepatienten eine besondere Bedeutung beizumessen.
Dies bezieht sich sowohl auf den Ausschluss einer möglichen komedogenen
oder okklusiven Wirkung als auch auf die antiproliferative beziehungsweise antiinflammatorische
Eigenwirkung von bestimmten Lipiden. Durch die Auswahl geeigneter Inhaltsstoffe
für die verwendeten Pflegepräparate, die Einhaltung allgemeiner Verhaltensregeln
und die Berücksichtigung individueller Krankheitsfaktoren ist eine therapiebegleitende
Hautpflege zu einem essentiellen Bestandteil im therapeutischen Konzept von
Aknepatienten geworden.
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