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Prof. Dr. med. Erwin
Schöpf Biotechnologie und Tissue Engineering in der
Dermatologie: Ein
Weg in die Zukunft? Universitäts-Hautklinik,
Freiburg Bei der Suche nach neuen und besseren Behandlungsmöglichkeiten
von Krankheiten hat sich die Biotechnologie für den Gesundheitsmarkt in den
letzten Jahren zu einer unverzichtbaren Schlüsseltechnologie entwickelt.
Dies ist möglich geworden durch die großartigen Fortschritte, insbesondere
im Bereich der Molekularbiologie. Neben der Wirkstoffentwicklung mit biotechnologischen
Methoden wird zunehmend der Bereich TissueEngineering, d.h. das Züchten eines
lebenden Gewebeersatzes mit der Aussicht, Gewebedefekte durch vollwertige und
lebende Gewebekonstrukte zu rekonstruieren, als ein zukünftig wichtiger Bereich
der Biotechnologie angesehen. TissueEngineering ist damit ein neues interdisziplinäres
biomedizinisches Forschungsgebiet, welches Material- und Biowissenschaften mit
der klinischen Forschung zur Entwicklung lebender Substitute von Gewebedefekten
vereinigt. Dadurch können die bekannten Nachteile des allogenen Gewebeersatzes
durch Verwendung autologer Zellen mit fehlender immunologischer Abwehrreaktion
und Infektübertragung vermieden werden. Darüber hinaus erlaubt diese
Technologie eine Vermehrung der autologen Zellen ex vivo unter Minimierung der
Biopsiemengen. Schon im Jahre 1979 wurde von Greenetal eine autologe
Keratinozytentransplantation zur Behandlung von Verbrennungswunden eingesetzt.
Inzwischen gibt es international mehrere Firmen, die unter GMP-Bedingungen autologe
Keratinozytenkultivierung anbieten, insbesondere zur Behandlung von chronischen
Wunden. Darüber hinaus bietet eine Firma, die als Start-up Company des Universitätsklinikums
Freiburg vor wenigen Jahren gegründet wurde, auch die Möglichkeit der
Vitiligo-Behandlung mit autologen Melanozytentransplantationen an. Über die
klinische Anwendung in der Dermatologie hinaus, sind dreidimensionale autologe
Knorpel- und Knochenkonstrukte auf der Basis bioresorbierbarer Materialien wie
Polymilchsäurezucker in der Entwicklung. Allerdings sind unter GMP-Bedingungen
gezüchtete autologe Zellpräparationen bei älteren Menschen nur
schwer zu erhalten. Die Kultivierungsdauer ist relativ lang (etwa drei Wochen)
und nicht zuletzt ist die Technologie sehr teuer. TissueEngineering, z.B. bei
chronischen Wunden, ist daher aufgrund pharmakoökonomischer Studien nur bei
bestimmten Indikationen sinnvoll. Von großer Bedeutung werden in der Zukunft
die Ausnutzung der Pluripotenz von Stammzellen oder gewebetypischer Vorläuferzellen
sein. Zusammenfassend ist festzustellen, dass auch in der Dermatologie das TissueEngineering
eine zunehmende Bedeutung erlangen wird, nicht zuletzt auch durch die Möglichkeit,
Gendefekte durch Transfektion gesunder Gene in autologe Zellen der Patienten zu
kompensieren, wie dies am Beispiel der Epidermolysis bullosa hereditaria denkbar
wäre.
Prof. Dr. med. Erwin Schöpf

Foto: Gesellschaft für Dermopharmazie
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Foto: Gesellschaft für Dermopharmazie
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