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Pressemitteilung
Fußmykosen bald im Griff? GD
Gesellschaft für Dermopharmazie entwickelt Konzept für interdisziplinäres
Management der Tinea pedis (Hamburg, 9.9.2004) Fußmykosen gehören
zu den häufigsten Infektionskrankheiten des Menschen. Nach neueren Erkenntnissen
weist heute etwa ein Drittel aller Erwachsenen eine Pilzerkrankung des Fußes
(Tinea pedis) auf. Obwohl in den letzten Jahren umfassende Anstrengungen zur Bekämpfung
von Fußmykosen unternommen worden sind, hat die Verbreitung in der Bevölkerung
eher noch weiter zugenommen. Die GD Gesellschaft für Dermopharmazie will
diesen Mißstand beenden. Sie hat deshalb ein Konzept für ein interdisziplinäres
Management der Tinea pedis entwickelt, das eine enge Kooperation von Ärzten
und Apothekern vorsieht und die Tatsache berücksichtigt, dass hochwirksame
topische Antimykotika heute überwiegend im Rahmen der Selbstmedikation angewendet
werden. „Die
Tinea pedis ist eine oberflächliche Hauterkrankung des Fußes, die in
etwa 98 Prozent aller Fälle durch Dermatophyten (Fadenpilze) und hier insbesondere
durch Trichophyton rubrum hervorgerufen wird“, erläuterte Privatdozentin
Dr. med. Monika Schmid-Wendtner von der Hautklinik der Universität Bonn während
einer Pressekonferenz der GD Gesellschaft für Dermopharmazie in Hamburg.
In seltenen Fällen werden auch Hefepilze, speziell Candida albicans, oder
Schimmelpilze am Ort der Infektion angetroffen. Besonders häufig, so Schmid-Wendtner,
bedingen die Mikroorganismen einen Befall des Zwischenzehenraums (Tinea pedis
interdigitalis). Von dort kann sich die Infektion auf die Fußsohle, die
Zehennägel oder gar auf andere Körperregionen ausbreiten und ist dann
erheblich schwerer zu beherrschen. Außerdem können Fußmykosen,
wie eine neuere Fall-Kontroll-Studie gezeigt hat, das Auftreten bakterieller Folgeinfektionen
des Unterschenkels (Erysipel) begünstigen. Juckreiz
und Hautbrennen
Klinisch sichtbar ist vor allem die weißliche Verquellung der oberen Hautschichten
und eventuell eine entzündliche Rötung. Gelegentlich bilden sich kleine
Bläschen, oder die Haut reißt ein und nässt. Bei den Betroffenen
macht sich die Infektion meist mit Juckreiz und Hautbrennen
bemerkbar. Die Krankheit, von der mehr Männer als Frauen betroffen sind,
tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf. Begünstigt wird sie durch
die Schaffung eines für das Pilzwachstum förderlichen feucht-warmen
Klimas im Zwischenzehenraum, so wie es insbesondere durch das Tragen von Schuhen
aus wenig luftdurchlässigem Material entsteht. Doch auch Fußfehlstellungen,
die zu einer Verengung und Abkapselung der Zwischenzehenräume führen,
Diabetes mellitus, erworbene Abwehrschwäche sowie das heutige Freizeitverhalten
(Schwimmen, Saunabesuche) gelten als begünstigende Faktoren für Fußmykosen.
Wirkstoffe hemmen Ausbreitung oder töten Pilz ab
Zur Behandlung kommen vor allem topische Antimykotika in Betracht, die als
Fertigarzneimittel in verschiedenen kutanen Darreichungsformen (zum Beispiel als
Creme, Gel oder Lösung) zur Verfügung stehen. Die wichtigsten Wirkstoffe
gehören zu den Substanzklassen der Azole, Allylamine und Hydroxypyridone.
„Azole wirken meist nur fungistatisch, das heißt sie hemmen das Wachstum
des Pilzes und verhindern seine Ausbreitung“, erläuterte Privatdozentin
Dr. Schmid-Wendtner. „Mit diesen Wirkstoffen ist deshalb immer eine drei-
bis vierwöchige Behandlung notwendig, weil erst die stetige Hauterneuerung
den Pilz vollständig entfernt.“ Anders ist die Situation dagegen bei
dem Allylamin Terbinafin: Diese Substanz wirkt eindeutig fungizid, das heißt
sie tötet den Pilz ab. Schmid-Wendtner: „Da Terbinafin aufgrund eines
Depoteffektes noch über eine Woche nach der letzten Anwendung in fungizid
wirksamen Konzentrationen in der obersten Hautschicht, dem Stratum corneum, nachweisbar
ist, kann die Therapiedauer bei einer Tinea pedis interdigitalis hier auf eine
Woche bei nur einmal täglicher Anwendung verkürzt werden.“ In
der Bevölkerung ein Tabuthema Trotz der enormen Verbreitung
ist Fußpilz in der Bevölkerung nach wie vor ein Tabuthema. „Mangelnde
Kenntnis führt dazu, dass etwa jeder siebte Betroffene nicht behandelt wird“,
erklärte Dr. Joachim Kresken, Leiter einer öffentlichen Apotheke in
Viersen und Vorsitzender der GD Gesellschaft für Dermopharmazie. „Hier
besteht ein enormer Aufklärungs- und Beratungsbedarf, den nicht allein der
Arzt erfüllen kann, sondern an dem sich auch die Apotheken beteiligen sollten“.
Da die meisten topischen Antimykotika nicht mehr verschreibungspflichtig sind
und deshalb seit Jahresbeginn auch nicht mehr von den gesetzlichen Krankenkassen
erstattet werden, hat die Selbstmedikation von Fußmykosen – und hier
speziell der Tinea pedis interdigitalis – in letzter Zeit unzweifelhaft
an Bedeutung gewonnen, so Kresken. Damit habe gleichzeitig die Notwendigkeit einer
qualifizierten Beratung in der Apotheke zugenommen. Konfrontiert mit der Tatsache,
dass viele Betroffene eine Behandlung ohne vorherigen Arztbesuch wünschen,
habe der Apotheker abzuwägen, ob wirklich eine Selbstmedikation angezeigt
ist oder dem Betroffenen geraten werden sollte, sich zunächst an einen Arzt
zu wenden. Interdisziplinäres
Management weckt Hoffnungen Die GD Gesellschaft für Dermopharmazie
hat jetzt eine von Hautärzten und Apothekern im Rahmen einer Konsensuskonferenz
verabschiedete Stellungnahme vorgelegt, die diesen Gegebenheiten Rechnung trägt.
Das neue Konsensuspapier, das vom stellvertretenden Vorsitzenden der GD, Professor
Dr. med. Hans Christian Korting von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie
und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, vorgestellt
wurde, regelt im wesentlichen folgende Punkte:
Der besonders häufige intertriginös-mazerative Typ der Tinea pedis ist
in der Regel gut zur Selbstmedikation geeignet, während der seltenere hyperkeratotische
und der noch viel seltenere bullöse Typ nicht ohne ärztliche Diagnose
behandelt werden sollten.
Bei gegebener Indikation sollte der Apotheker möglichst ein hochwirksames
Antimykotikum empfehlen, das bei der überwiegenden Mehrzahl der Betroffenen
auf Anhieb eine Heilung erwarten lässt.
Bei der Auswahl eines geeigneten Präparates ist außerdem darauf zu
achten, dass das Vehikel dem von Fall zu Fall durchaus unterschiedlichen Hautzustand
angepasst ist.
Tritt der erwünschte Behandlungserfolg nicht ein, oder hat sich die Infektion
bereits weit über den Zwischenzehenraum hinaus ausgebreitet, sollte der Apotheker
in jedem Fall dazu raten, einen spezialisierten Arzt, im Regelfall einen Dermatologen,
aufzusuchen, dem als klinischem Spezialisten die Kompetenz zukommt, die dann zwingend
notwendige Laboratoriumsdiagnostik durchzuführen.
„Ein
derartiges Management, das eine enge Kooperation von Arzt und Apotheker vorsieht,
ermöglicht bei der so weit verbreiteten Tinea pedis interdigitalis die Chance,
die epidemiologisch sehr unbefriedigende Situation Schritt für Schritt zu
verbessern“, bilanzierte Professor Korting.
Medienkontakte
Dr. Joachim Kresken Wiesengrund
6a 47918 Tönisvorst Tel.:
02162-6517 Fax: 02162-80589 E-Mail: joachim.kresken@gd-online.de nach oben |